Steirisches Vulkanland - Archäologie

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der SO-Steiermark

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  27. Römische Grabstele in Dietersdorf am Gnasbach
(Marktgemeinde St. Peter am Ottersbach,
Katastralgemeinde Dietersdorf)
     

Öffnungszeiten/
Kontakt:

Die römische Grabstele kann beim Anwesen der Familie Kerngast (Dietersdorf 78) ganzjährig besichtigt werden.

Anfahrt:
Auf der A9 (Pyhrnautobahn) von Graz in Richtung Slowenien bis zur Ausfahrt Vogau/Straß und weiter auf der L 208 Richtung Bad Radkersburg bis Gosdorf bzw. auf der L 206 (über Ratschendorf) bis Deutsch-Goritz. Von dort auf der L 211 (Gnaserstraße) dem Gnasbachtal folgend bis Dietersdorf am Gnasbach bzw. nach dem Ortsende noch ein kleines Stück (gut einen halben Kilometer) weiter Richtung Norden (Richtung Gnas), bis man links eine Tafel, die nach ‚Oberberg’ weist, erreicht. Auf der mäßig ansteigenden Straße (dem ‚Jahnlweg’) fährt man nun weitere ca. 200 m in Richtung Westen bis zum rechterhand gelegenen Anwesen der Familie Kerngast, vulgo Zöhrer, Dietersdorf 78. Der römerzeitliche Inschriftstein ist gut sichtbar an der südlichen Außenwand des westlichen Nebengebäudes angebracht.


GPS-Koordinaten:
N 46.818092° –
E 15.812520°

So finden Sie
die Grabstele

Die beim Anwesen der Familie Kerngast (vulgo ‚Zöhrer’) in Dietersdorf, Haus-Nr. 78, aufgestellte Inschriftstele repräsentiert einen für das Gebiet der Südoststeiermark doch eher seltenen ‚Römersteine‘ (die meist als Grabsteine und hier, im Gebiet der südöstlichen Steiermark, wiederum in erster Linie als Inschriftstelen, also ohne bildliche Wiedergabe der Verstorbenen, auf uns gekommen sind). Die lange Zeit unbeachtet, weil mit der Vorderseite nach unten, vor dem Hauseingang gelegene und als ‚Abtretstein’ dienende Stele wurde 1970, anlässlich der 750-Jahrfeier von Dietersdorf, geborgen, gereinigt und in einer Ausstellung präsentiert, dann eineinhalb Jahrzehnte vor der Volksschule abgestellt, ehe man sie schließlich wieder an ihren Fundort zurückbrachte und ihr beim Anwesen Kerngast eine würdigere neue Heimstatt bereitete.
 
Ursprünglich, also lange vor seiner sekundären Verwendung als ‚Otretstoan’, diente der aus Marmor gefertigte Inschriftstein als Grabstele, wie sowohl Typus als auch ikonographische Gestaltung verraten. Unten abgebrochen sowie an der Oberfläche leider stark verschliffen ist er noch knapp 90 Zentimeter hoch und ca. 70 Zentimeter breit (bei einer Stärke von ca. 14 Zentimetern). Die nur mehr bei schrägem Licht (am besten spätnachmittags) noch einigermaßen gut lesbare Inschrift nennt in den beiden ersten Zeilen einen gewissen CELSVS CAMIONI(S), also Celsus, Sohn des Camio, als Stifter des Grabsteins, die Buchstabenreste … AE am Ende der dritten Zeile vermutlich seine Gattin, für die (und wohl auch sich selbst) Celsus diesen Grabstein setzen ließ.
 
Gerahmt wird die in regelmäßigen und wohlproportionierten Buchstaben ausgeführte Inschrift von zwei Halbsäulen mit Spiralkanneluren und Blattkapitellen. Sie tragen einen Architrav mit Rankenfries (Efeublattzweige aus einem Blätterkelch), der wiederum von einem Giebel mit dreifach profiliertem Rahmen und einem Gorgonenhaupt (?) in der Mitte sowie nach unten ‚schwimmenden’ Delphinen auf den Giebelschrägen bekrönt wird. Sowohl Efeublätter, Blätterkelche, Gorgonenhäupter als auch Delphine gehören zu den besonders beliebten Motiven mit jenseitsbezogener Symbolik auf norisch-pannonischen Grabdenkmälern. Zeitlich lässt sich die Dietersdorfer Grabstele aus typologischen Gründen wohl am ehesten in die Jahre um 100 – 150 n. Chr. einordnen.
 
Und noch ein kulturgeschichtlich nicht unwichtiges Detail verrät uns die Inschrift: Während der in der Inschrift genannte Name ‚Celsus’ eindeutig lateinischen Ursprungs ist, deutet der im Genetiv beigefügte Vatersname ‚Camionis’ auf keltische Herkunft hin. Auch in der Namensgebung – Sohn schon mit lateinischem, Vater noch mit keltischem Namen – spiegelt sich hier also recht eindrucksvoll die fortschreitende Romanisierung der einheimischen keltischen Bevölkerung wider!
 
Der ursprüngliche Aufstellungsort der Inschriftstele befand sich vielleicht in dem etwa 500 Meter weiter westlich des Anwesens Kerngast, beim ‚Leber-Kreuz‘ gelegenen Hügelgräberfeld ‚Glankenwald’ (vgl. hier Nr. 26). Aber auch die erst in den Jahren 2005/2006 anhand von Luftbildern bzw. Begehungen auf dem Grundstück nordwestlich des Anwesens Kerngast durch charakteristische Bewuchsmerkmale entdeckten Spuren von zumindest zwei kreisförmigen Gräbchen, mit einem Durchmesser von jeweils ca. 20 Metern, die möglicherweise von abgekommenen Hügelgräbern stammen, lassen durchaus auch an einen (näher gelegenen) ursprünglichen (antiken) Aufstellungsort der Dietersdorfer Grabstele denken.


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